Hep-C-Prävention: »Das ist das Wichtigste, das ist meine Botschaft.«

Ein Interview mit dem Bavarian Mister Leather 2014

Die S’AG hat zusammen mit dem Bavarian Mister Leather 2014 Ralf eine Infokampagne zum Start der Wiesn erarbeitet. Das Schwerpunktthema der Kampagne ist die Hepatitis C. Im Rahmen des Meet&Greet des MLC im Spexter am 18. September haben wir mit darüber gesprochen.

S’AG: Servus Ralf, du hast gemeinsam mit der S’AG die Herbst- und Wiesnaktion zum Gesundheitsthema Hepatitis C erarbeitet. Wie kommt es zu diesem Engagement, was kannst du uns zur Aktion erzählen?

Ralf: Es gibt in der schwulen Szene sehr wenige und vor allem veraltete Informationen dazu. Die Leute, vor allem in der Fisting-Szene und HIV-Positive, sind einfach nicht informiert, obwohl Hep C dort häufiger vorkommt als vermutet. Mich hat’s dabei auch erwischt. Doch das Thema ist tabuisiert und viele Infizierte haben mit ihrer Diagnose ein Problem. Sie fühlen sich abgestempelt und werden ausgegrenzt. Genau das habe ich in der Immunambulanz von Mitpatienten erfahren. Dort werden im Übrigen auch viele betroffene Heterosexuelle behandelt.

S’AG: Welche Männer in der schwulen Szene sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt?

Ralf: Das sind auf jeden Fall HIV-Positive oder die, die andere sexuell übertragbare Krankheiten haben. Sexuell aktive Schwule, die zum Beispiel HIV oder Syphilis haben, sind wahrscheinlich eher gefährdet. Das muss mit dem geschwächten Immensystem zu tun haben. An der genauen Ursache wird im Moment noch geforscht. Härtere Sexpraktiken, die kleine Verletzungen hervorrufen können, wie zum Beispiel Fisten oder einige SM-Praktiken, stellen ein höheres Risiko dar. Genauso wie das Snifen oder Spitzen von Drogen.

S’AG: Was müssen wir tun, um die Leute zu erreichen? Wie arbeitest du mit der Message?

Ralf: Es geht mir um Aufklärung darüber, wie man sich mit Hep C ansteckt, wie man sich schützen kann, was man bei der Desinfektion der Liegeflächen und Toys beachten sollte und welche Handschuhe man idealerweise zum Fisten verwendet. Besonders wichtig ist auch, dass man für jeden Arsch eine eigene Fettdose benutzt. Der Hepatitis-C-Virus kann in einer verunreinigten Fettdose monatelang infektiös bleiben. Dann rede ich aber auch mit Leuten darüber, welche neuen Therapiemöglichkeiten es inzwischen gibt.

S’AG: Welche Therapien sind das?

Ralf: Es gibt noch die alte Therapie mit dem Medikament Interferon. Es hat allerdings starke Nebenwirkungen und ist auch nicht so wirksam. Es gibt aber inzwischen zwei neue, bessere Medikamente und kommendes Jahren sollen weitere Interferon-freie Medikamente auf den Markt kommen, wahrscheinlich im Frühjahr 2015. Damit stehen uns jetzt relativ nebenwirkungsfreie und erfolgreiche Behandlungen zur Verfügung.

S’AG: Was rätst du Leuten, die das Stigma Hep C fühlen? Wie sollen Betroffene damit umgehen?

Ralf: Sie sollen versuchen, offen damit umzugehen. Mit meiner ersten Hepatitis hatte ich auch Probleme. Aber mittlerweile kann ich mit der zweiten ziemlich gut umgehen. Die Leute sollen zum Test gehen und so rausfinden, ob sie die Hepatitis haben oder nicht. Denn heute kann man sich behandeln lassen und die Infektion wieder loswerden, noch bevor die Leber nachhaltig geschädigt wird. Das ist das Wichtigste, das ist meine Botschaft.

S’AG: Zum Schluss noch kurz eine Frage zu deinem Titel, wie ist es dir dieses Jahr als Bavarian Mister Leather ergangen?

Ralf: Bis jetzt habe ich nur positive Ressonanz bekommen. Es macht unheimlich Spaß.

S’AG: Vielen Dank für das Interview und deine wichtige Arbeit in der Szene. Wir wünschen dir auf jeden Fall viel Spaß auf der Wiesn 2014.

 

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